Viele meiner Gedanken über Herausforderungen für Unternehmen in den nächsten Jahren ergeben sich aus der Notwendigkeit eines Paradigmenwechsels in der Unternehmens- und Arbeitskultur, die immer offensichtlicher wird. Wer zukünftig erfolgreich am Markt aktiv sein will, muss es heute verstehen, engagierte Mitarbeiter zu finden, zu entwickeln und zu binden, die gut zum Unternehmen, dessen Team und Kunden passen und die sich in einer globalisierten und digitalisierten Welt zurecht finden, in der die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer mehr verschwimmen, in der die Faktoren Kapital und Technologie in ihrer Wichtigkeit von der Bedeutung des Menschen überholt werden.

Die fortschreitende Digitalisierung im heutigen Informationszeitalter verändert gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse so stark, wie man es nur aus Zeiten geschichtlich revolutionärer Umbrüche kennt. In diesem Zusammenhang ist es von immenser Bedeutung, dass der Mensch dabei nicht Betroffener, sondern Gestalter dieser Veränderung wird. In der Wirtschaft wird, so meine Beobachtung, das Primat des Kapitals derzeit sukzessive durch eine Vorrangstellung des Menschen im Arbeitsprozess abgelöst. Der Innovationsdruck auf die Unternehmen hat bisher bereits rasant zugenommen und wird perspektivisch auch noch weiter ansteigen. Unternehmen müssen sich dementsprechend möglichst schnell diversifizieren. Eine der zentralen Fragen lautet: Wie müssen Personalstrukturen und Formen der Zusammenarbeit aussehen, um zukünftig erfolgreich am Markt bestehen zu können?

Wettbewerbsentscheidend für Unternehmen ist ein Personalmanagement, das sowohl nachhaltig, als auch in seinen Grundstrukturen flexibel aufgebaut wird. Somit steigt die Bedeutung mentaler Agilität, die zu einer zwingenden Kernkompetenz von Mitarbeitern wird. Ein Mangel an Generalisten und polyvalenten Fachkräften wird den Arbeitsmarkt der Zukunft kennzeichnen. Die Bereitschaft, schnell aus Komfortzonen auszuscheren, eine hohe Anpassungsfähigkeit und die Fähigkeit, sich unbekannte Sachverhalte schnell zu erschließen, machen ab heute die gefragten Mitarbeiter aus. Die aktuell immer noch vorherrschenden linearen Problemlösungen, das verbreitete unvernetzte Denken, direktive Führungskulturen und geradlinige berufliche Entwicklungen sind in einer zunehmend dynamischen und volatilen Welt, die von veränderungsstarken Märkten und mehrdeutigen Geschäftsbeziehungen gekennzeichnet ist, nicht mehr länger sinnvoll und wirken als Hemmfaktor für den Unternehmenserfolg. Somit betrachte ich die Personalberatung, für die ich mich engagiere, ganzheitlich, d.h. als integrative Verbindung zwischen HR-Consulting, Organisationsentwicklung und Recruitment.

Die Unternehmenskultur der Kunden liegt mir besonders am Herzen, um die Kunden auf ihrem Weg als attraktiver Arbeitgeber im digitalen Zeitalter zu unterstützen. Ob Future Leadership, agiles Arbeiten, achtsame und wertschätzende Feedbackkultur oder gelebte Eigenverantwortung der Mitarbeiter – meine Kollegen und ich leben in unserem Unternehmen vor, was wir unseren Kunden raten. Ich beschäftige mich mit systemtheoretischen Ansichten zur Unternehmenskultur als „Schatten“ der Verhältnisse im Unternehmen, betrachte Unternehmen als soziale Systeme, an denen Menschen arbeitend teilhaben. Die Konsequenzen dieser Sichtweise auf Methoden der Beratung und der Umsetzung von Maßnahmen sind für mich interessant.

Ralf Haase
Personalberatung ist meine Leidenschaft.
rh@rhp.berlin