Remote Work effizient organisieren

Digitalisierung der Zusammenarbeit am Beispiel der Ralf Haase Personalberatung 

– Eine Einführung

Seit heute sind wir ein zu 100% remote arbeitendes Unternehmen. Eigentlich sind wir das schon, seit die Corona-Pandemie in Deutschland angekommen ist. Denn seitdem arbeiten wir alle von Zuhause oder von dem Ort aus, an dem wir grad sind, aber nicht mehr in unserem Büro zusammen und an einem Fleck. Und nun war gestern der letzte Tag unseres Büromietvertrages, aus dem wir durch eine kulante Verabredung mit unserem Vermieter vorzeitig aussteigen konnten.

Die schon vor dem Lockdown ausgiebig bei uns geübte Praxis des Homeoffice hat nun dazu geführt, dass unser wirklich sehr schönes Büro, direkt am Berliner Halensee gelegen und den Kurfürstendamm direkt daneben, mehrere Wochen leer stand.

Diese Situation hat uns gezeigt, was wir eigentlich schon wussten: Remote Work funktioniert tadellos, wenn sich die Teammitglieder vertrauen und selbst Verantwortung übernehmen.

Das Erfolgskonzept 

Diese Situation hat uns gezeigt, was wir eigentlich schon wussten: Remote Work funktioniert tadellos, wenn sich die Teammitglieder vertrauen und selbst Verantwortung übernehmen.

Vertrauen ist in der Tat bei der virtuellen Zusammenarbeit und deren Führung die wichtigste Währung. Teresa Hertwig, Remote-Work-Expertin sagt dazu: „Wer Angst vor Kontrollverlust im Home Office hat, der führt falsch!“

Auch die Form der Zusammenarbeit hat viel mit dem guten Gelingen der dezentralen Arbeit zu tun: Die Nähe der Teams zur Wertschöpfung direkt am Markt und am Kunden, keine Abteilungsstrukturen und fehlendes Solodenken sowie maximal geteiltes Wissen sind Grundvoraussetzungen, ohne physische Anwesenheit an einem Arbeitsort gemeinsam erfolgreich zu sein.

Wie ich in meinem Artikel „Über Den Zusammenhang Von Remote Work Und Vuca-Welt“ geschrieben habe, ist Remote Work ist nicht einfach nur eine „Modeerscheinung“, sondern die Folge einer gravierenden gesellschaftlichen Veränderung, die die Menschheit zurzeit erlebt.

Remote-Arbeit ist sinnerfüllend, weil sie in digitalen Zeiten möglich ist und der Zwang, an einem festen Ort (Büro, Fabrik, Dienststelle) zu arbeiten, einen lästigen Arbeitsweg in Kauf zu nehmen und nicht zeitlich alternierend privates und berufliches erledigen zu können als sinnlos empfunden wird.

Darum ist Remote Work – Homeoffice oder ortsunabhängige Arbeit – nicht etwa ein Zugeständnis der Unternehmen an ihre Mitarbeiter, sondern notwendiger Bestandteil einer den aktuellen und zukünftigen Anforderungen an eine zeitgemäße Wertschöpfung.

Tim Chimoy arbeitet seit nunmehr 4 Jahren mit seinem Team von Citizen Circle völlig dezentral miteinander. Ohne Büro. Somit auch ohne klassische Büro-Tools. Tim sagt, dass die intrinsische Motivation für diese Arbeitsform bei jedem Teammitglied vorhanden sein muss.

Er hat in seinem Podcast „I love Mondays“, Teresa Hertwig (geb. Bauer) gefragt, wie sie es in in der Festanstellung geschafft hat, für ihren Arbeitgeber erfolgreich remote zu arbeiten: https://timchimoy.de/ilm127-remote-work-funktioniert-auch-in-der-festanstellung-mit-teresa-bauer/.

Und dass es auch anderen gelingt, stellt sie wiederum mit zahlreichen Beispielen von Unternehmen, die ortsunabhängiges Arbeiten praktizieren, eindrucksvoll dar. Das sind die positiven Beispiele.

Aber es gibt hunderttausende Unternehmen, die nur wirtschaftlich funktionieren, weil es eine informelle Ebene gibt, auf der die Kommunikation läuft, die es den Teams trotz enger Regeln, Vorgaben und Zuständigkeitsgrenzen ermöglicht, Kundenanforderungen umzusetzen und damit erfolgreich zu sein. Diese „Hinterbühne“, also das für die Wertschöpfung notwendige Kommunizieren und Handeln an den Regelhandbüchern der so strukturierten Unternehmen vorbei, entfällt weitestgehend durch die Virtualisierung der Zusammenarbeit. Keine vielsagenden Blicke während des Jour Fixe mit der Botschaft, es doch wieder anders zu machen, keine Kaffeeküchen-Abstimmungen mehr nach der offiziellen Marschrouten-Verkündung durch das steuernde Management und schon gar kein Business-Theater mit dem Titel: „Wir tun mal so, als ob wir die vorgegebenen Prozesse einhalten“! Aber so etwas braucht ein tayloristisch organisiertes Unternehmen, um in der heutigen dynamischen Wirtschaftswelt zu überleben. Das Management dieser Unternehmen sehnt sich verständlicherweise nach der „Rückkehr zur Normalität“, in der Illusion der Steuerung des Handelns der Mitarbeiter wieder ihren sicheren Hafen findet: Die Kontrolle über Anwesenheit.

Aber was macht es eigentlich in der Praxis aus – dieses virtuelle Zusammenarbeiten? Und worauf kommt es an, wenn es erfolgreich sein soll?

Die Reduzierung der Bandbreite in der Kommunikation, die mit Remote Work einhergeht, führt notwendigerweise zu einem Paradigmenwechsel bei den Anforderungen an die technische Unterfütterung der Kollaboration, deren Ergebnisaufarbeitung und der Kompetenzverteilung in den Teams.

So ist eine Neuverteilung der Stärken und Schwächen bei den Kollegen nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich: Könner, die sich gut in virtuellen Räumen zurecht finden, werden gestärkt, während Persönlichkeiten, die vorzugsweise in analogen Situationen die Wortführerschaft übernehmen können, in den Hintergrund treten.

Weiterhin hat der Zwang, fast alles zu verschriftlichen, weil Gesprächsebenen fehlen, den Vorteil, dass Wissen in den Unternehmen gut konserviert wird.

Die Zeitdisziplin wird besser, Pünktlichkeit erhöht. Der Gruppendruck, pünktlich sein, steigt. Andererseits gibt es oft auch unvollendete Meetings, weil sich das Zeitfenster der Online-Zusammenkunft schließt. Die Gefahr des „Meeting interruptus“ zwingt zur pointierten Wortführung und gibt Laberern weniger Entfaltungsraum.

Konzentriertes Arbeiten ist besser möglich. Niemand, der unvermittelt am Schreibtisch steht und fragt, ob seine eMail, die er vor 10 Minuten versendet hat, schon angekommen ist oder mit der dämlichen Frage in der Tür steht, ob er mal stören darf, obwohl er es bereits tut.

Und dann sind da noch die Tools. Unzählige gibt es inzwischen, für deren Verstehen man schon ein ganzes Arbeitsleben bräuchte, geschweige denn die Möglichkeit hätte mit allen zu arbeiten. Man kann sich zwar mit den schell verfügbaren und meist kostenfreien Tutorials vieles schnell selbst beibringen, aber sinnvoller ist es, die Einstiegshürden niedrig zu halten, sich für wenige Werkzeuge zu entscheiden und mit diesen dann intensiv zu arbeiten. Eine große Auswahl gibt es z.B. hier: https://online-collaboration-tools.zeef.com/robin.good. Eins möchte ich hier herausgreifen: Sococo ermöglicht es sogar, online Workshops oder Events zu gestalten, indem sich Avatare der Teilnehmer in einem 2D-Gebäude mit verschiedenen Räumen bewegen und begegnen, Rednern zuhören, zu zweit oder in Gruppen miteinander kommunizieren, sich gegenseitig vorstellen oder verabreden können.

Was es aber sicher nicht gibt: Das perfekte Rezept für Remote Work. Dazu sind Unternehmen, Menschen und die zu lösenden Kundenprobleme viel zu individuell. Sinnvolle, auf den eigenen Bedarf angepasste Prinzipien der virtuellen Zusammenarbeit sind dagegen essenziell für das Gelingen.

Mark Poppenborg, Vordenker für Neue Arbeit und Gründer von intrinsify.de sagt: „Jeder gelesene Leitfaden erhöht die Wahrscheinlichkeit, sich von einem Faden leiten zu lassen. Ganz unbewusst wird man zum Mittelmaß hingezogen. Auch wenn man sich noch so fest vornimmt, anders denken zu wollen.“

Immer muss die Frage nach dem Wert der persönlichen Anwesenheit für die Wertschöpfung im Raum stehen, also dem, was die Kunden von einem Unternehmen, das sie mit der Lösung ihres Problems beauftragt haben, erwarten. Das Argument, der Mensch sei ein sozialen Wesen und brauche die Begegnung mit anderen Menschen, kann in diesen Kontext nicht gelten, denn gemeinsame Wertschöpfung, also Arbeit, hat nur den Zweck, Bedarfe der Kunden zu decken und nicht, eigene soziale Bedürfnisse zu befriedigen. Dafür sind andere gesellschaftliche Subsysteme da, wie z.B. Familie, Freunde, Religion etc.

Wir, das Team der RALF HAASE Personalberatung werden sicher auf unserem Weg einer absolut virtuellen Firma noch viel zu lernen haben. Wir arbeiten jeden Tag daran, ein Stückchen besser zu werden.

Und stets gilt: Cool bleiben – irgendetwas geht immer schief! Den Könner macht aus, kreativ damit umzugehen.

Learnings

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Vertrauen ist die wichtigste Währung.

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Konservierung von Wissen durch verstärkte Verschriftlichung.

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Bessere Zeitdisziplin, erhöhte Pünktlichkeit.

Gemeinsam unternehmerisch denken.

Bei Presse- und Vortragsanfragen schreiben Sie mir gerne eine Mail. Ich melde mich zeitnah bei Ihnen zurück.

 

Ralf Haase

Organisationsdesigner | Netzwerker | Future Leadership Evangelist